“Wie entstand Weihnachten ?”
von Matthias Mägde
Wie jeder christgläubige Vater versuchte ich meinen Kindern das
Evangelium so schmackhaft wie möglich zu machen. Denn nichts wünschte
ich mir mehr, als das auch sie den biblischen Werten, in ihrem Leben,
vertrauen schenken würden!
Eines Tages wurde ich dabei mit einer Frage konfrontiert, die mich verblüffte.
Es war unser Jüngster, der damals erst 7
Jahre alt war. Sein erwachender, flinker Verstand versuchte Gott und
die Welt zu begreifen.
Gerade hatte ich den frischen Weihnachtsbaum, in unserem Wohnzimmer,
standfest aufgestellt. Da frug mich unser kleiner Sebastian, mit knappen
Worten: “Wie entstand Weihnachten?”
Im ersten Moment fühlte ich mich selbst, mit der Lösung so einer ursächlichen Nachfrage, überfordert.
Was sollte ich meinem Jungen antworten? – Wie könnte ich ihm die WeihnachtsTatsache verdeutlichen? –
Ich zögerte so einige Minuten, aber dann entstand in meinem Gemüt
eine Antwort, zu der wir beide uns, vor dem ungeschmückten Tannenbaum,
niedersetzten.
“Weisst du, Sebastian!”- sagte ich ihm, “Weihnachten zu verstehen ist
nicht ganz so einfach. Ich erzähle dir dazu eine Geschichte, von der
ich zwar nicht weiss ob sie genauso passiert ist, aber durch die du
verstehen kannst, warum es Weihnachten gibt.”
Weihnachten fing eigentlich damit an, das Gottvater einen Plan hatte!
ER sah die ausweglose Lage, in der sich seine Geschöpfe, die Menschen,
befanden. Die Sünde nahm immer mehr die Überhand und die Kräfte des
Bösen schienen sich fortwährend nur zu vermehren.
Deshalb hatte der Schöpfer sich schon viele Sorgen gemacht. Doch nun
war sein Plan fertig und er rief die gesamten Himmelswelt zusammen.
Ich stelle es mir so vor, das dann irgendwann die
“Versammlungs-Trompeten” des Himmels geblasen wurden und als der
Thronsaal Gottes gefüllt war, frug der Allerhöchste die gesamte
himmlische Zuhörerschaft: “Ich habe einen Plan, wie ich den armen
Erdenbewohnern helfen werde. Doch nun frage ich: Wen von euch kann ich
senden? Wer wird diese Aufgabe erfüllen? Wer möchte diesen Plan, für
mich, ausführen?” –
Durch die unzähligen Scharen von Engeln und Himmeslwesen ging ein
begeistertes Raunen und es gab dort nicht ein Wesen, das nicht gerne
erwidert hätte: “Ja, ich will das machen!”
So hoben alle ihre Finger und erwiderte im Einklang: “HERR, hier bin ich, sende mich!” –
Die Willigkeit seiner Untertanen rührte den Allmächtigen. Doch dann
fuhr er damit fort, um zu beschreiben, was solch eine Sendung beinhalten
würde. Er sagte zu seinen geliebten Himmelsbewohnern:
“Nun, um diesen Auftrag zu erfüllen, kann derjenige seine gewohnte
Himmelsgestalt nicht behalten.” Darüber wurde ein Teil der Engel
bestürzt. Hier und da sank ein Finger, der eben noch seine
Bereitwilligkeit gezeigt hatte, und die Begeisterung verschwand von
ihren Gesichtern. – “Was sollte das wohl heissen, um seine
Himmelsgestalt zu verlieren?”
Dem nicht genug, umschrieb der Vater aller Väter, das es bedeuten
würde, das derjenige als kleines Baby, in dem beschränkten Körper eines
Menschen, geboren werden müsste. –
Daraufhin überdachten weitere Engel die Möglichkeit solch einer
Sendung und liessen, je mehr sie sich der Schwierigkeit bewusst wurden,
ihre zuvor ausgestreckten Finger niedersinken.
Doch es ging noch weiter! –
Erneut erklang die warme, aber dennoch sehr bedenkliche, Stimme des Vaters im Himmel.
“Wer meinen Plan ausführt, muss also allem entsagen, was er hier
oben, bei mir, geniesst. Seine unausschöpflichen Kräfte, seine würdige
Stellung, ja sogar sein unaufhörliches Glückgefühl wird ihm dabei
verloren gehen!”
Mittlerweile war auch der letzte erhobene Finger gesunken und man sah
den Himmelsbewohnern einen nicht geringe Besorgnis an. Denn sie wussten
nur zu gut, das die Worte ihres Gottes einen grossen Ernst enthielten.
Hier wurde etwas enorm Schweres abverlangt. Dies sollte gewiss kein
“leichtes Spiel” werden! –
Es vergingen einige Minuten und unter der Engelswelt wurde die Frage
laut: “Ja, wer kann das erfüllen? Wer von uns ist dazu fähig alles
Himmlische für ein beängstigendes Dasein, in der sichtbaren
Menschenwelt, einzutauschen? Ja, wie kann man, ohne die uns gewohnten,
wunderbaren, himmlischen Fähigkeiten so etwas vollbringen?”-
Nun trat des Liebling des Himmels vor seinen Vater.
Mit entschlossener Freudigkeit erwiderte er: “Vater, sende mich! Ich will das tun!”
Ganz unverhohlen konnten alle Augen ein Lächeln auf dem Antlitz des
Vaters erkennen. Doch dieses Lächeln wich sehr schnell, als er seinem
Sohn, mit ernster Stimme erwiderte: “Aber das ist noch nicht alles, es
wird nicht ausreichen, das du, den Himmel verlassen musst, um in einem
Stall geboren zu werden, du wirst auch für die Menschheit leiden
müssen.”
Auch auf Jesu Gesicht wurde nun eine Veränderung sichtbar. Seine
freudige Begeisterung wollte sich trüben. Konnte er begreifen, was
Leiden beinhaltete? –
Trotzdem blieb er dabei und wiederholte seinen Entschluss: “Vater, sende mich! Ich will das tun!” –
Anstatt, das das gesamte Himmelspublikum nun anfing zu jubeln,
entstand ein betretenes Schweigen, welches die Spannung jenes
Augenblicks noch vermehrte. Ohne es auszusprechen, kam die Frage in den
Gedanken auf: “Ja, konnte der Favorit des Himmels es wirklich schaffen?”
Mit noch mehr Ernst wurde die Stille von den erneuten Worten Gottes erschüttert:
“Mein lieber Sohn, das alles ist aber nicht das Schlimmste. Das
wirklich Schwerste kommt noch! Du wirst eine kurze Zeit die Last der
Sünde der ganzen Menschheit auf dich nehmen müssen. Du musst etwas
tragen, was für einen Menschen, unerträglich ist. Und genau in diesem
Moment muss ich dich ganz alleine lassen. Denn dabei wird eine Trennung
zwischen dir und mir entstehen!”
Als Gottes Sohn diese Worte hörte, hielt er den Atem an. “Wie sollte
das zugehen?”- Noch nie zuvor war der himmlische Jesus vom Vater
getrennt, die Gemeinschaft mit IHM war doch der Sinn, Inhalt, das
eigentliche Glück seines bisherigen Lebens. Ja, der Vater selbst war ihm
lieber als der Himmel! Aber wie konnte er eine Minute ohne seine
Gemeinschaft existieren? –
Nach ein paar Minuten Regungslosigkeit kam erneut die bekannte
Antwort mit noch grösserer Entschlossenheit: “Vater bitte, sende mich!
Ich will es tun!”
Gottvater kannte seinen Liebling. Er wusste, das er es schaffen würde. Trotzdem frug er ihn noch ein letzte Mal:
“Mein lieber Sohn, ich bin mir nicht sicher, ob du wirklich verstehen
kannst, was da auf dich zukommt? – Mit welch einer Kraft, denkst du,
wirst du diese schwerste Aufgabe ausführen, gerade dann wenn du, ganz
allein, von mir verlassen, an einem Kreuz, leiden wirst?-
Da sprudelte es unaufhaltsam über Jesu Lippen:
“Vater, das ist meine unhaltbare Liebe zu den armen Menschen, die du
selbst in mich hineingelegt hast. Ich kann gar nicht anders, ich muss
die Schuld der Menschen auf mich nehmen, um sie von dem Bösen zu
erlösen, denn ich liebe sie doch so, so sehr!”
Als ich meinem Kind, dieses Gebilde meiner Fantasie erzählte, sah ich
dicke Tränen in seinen erstaunten Kinderaugen. Und mein Jüngster
erwiderte in einem Atemzug eine neue Frage seines erwachenden
Verständnisses. Er frug mich: “Hat Jesus auch mich so arg lieb?”-
Ich gab ihm damals keine andere Antwort, als das ich den Jungen in
meine Arme nahm und ganz fest an mich drückte. Ich denke, das Leben
selbst gab Sebastian die Antwort, denn heute ist er ein überzeugter
Christ und mein Herzenswunsch für ihn ging damit in Erfüllung.
Danke für diese schöne Geschichte.
AntwortenLöschenLg Mirjam